04. November 2017_Wanfried/Treffurt. Die beiden Fachwerkstädte an der Werra haben viele Gemeinsamkeiten. Neben der Lage an der Werra und an den Landesgrenzen, den ähnlichen Einwohnerzahlen (in Treffurt ca. 900 mehr), sind es auch die historisch wegweisende Geschichte einer Region und die schöne Natur. Die Jahrhunderte alte Fachwerkarchitektur verleiht jedem Ort seinen besonderen Charme. Diesen zu erhalten wird jeder Generation mit auf den Weg gegeben. Spätestens mit den Denkmalschutzgesetzen wird das Eigentum eines Einzelnen zum Kulturgut aller, was nicht immer leicht ist für die Besitzer denkmalgeschützter Häuser.

Dennoch sind gerade die ländlichen Regionen attraktiv, weil sie viel historische Bausubstanz haben. Wie diese Gebäude attraktiv beworben und sinnvoll saniert werden können, das zeigt die Bürgergruppe für den Erhalt Wanfrieder Häuser im Fachwerkmusterhaus der Stadt Wanfried. Das Bauberatungszentrum für ökologische Baustoffe und energetische Sanierung steht seit sieben Jahren für jeden offen, der wissen will, was Fachwerk bietet. Am vergangenen Samstagvormittag sahen sich zwölf Stadträte und Bürgermeister Michael Reinz aus Treffurt dort um. Denn auch für Treffurt könnte das Musterhaus eine Hilfe bei der Beratung der Bürger und Neubürger der Stadt und der Dörfer sein.

Treffurt hat es nicht leicht bei der Vermarktung der Häuser. Die Häuser in Steilhanglange sind klein, ein Parkplatz ist meist nicht vorhanden. „Wir haben in den vergangenen Jahren Schwerpunkte für die Stadtentwicklung festgelegt, aktuell wird eine Fahrradpension und ein Haus für altersgerechtes Wohnen gebaut und konnten das kommunale Immobilienportal schon 2012 einrichten, weil wir den Hinweis darauf von Bürgermeister Gebhard umgesetzt haben“, erzählte Michael Reinz. Gemeinsam könne man in dieser Region aber noch mehr erreichen. Der Bauherrenstammtisch aus Schnellmannshausen sei ebenfalls eine Gruppe, die erfolgreich in der Fachwerkerhaltung tätig wurde.

„Es ist in Wanfried gelungen, den Leerstand durch die Bürgergruppe aktiv anzugehen“, sagte Wanfrieds Bürgermeister Wilhelm Gebhard zur Begrüßung. Die ehrenamtliche Arbeit dieser Gruppe sei ein wichtiger Teil der Stadtentwicklung, da die kostenlosen Beratungsleistungen den Hausbesitzern direkt zugute kämen. Gebhard wies darauf hin, dass sich der Bevölkerungsrückgang mit der Arbeit der Bürgergruppe abgeschwächt habe. Es gibt seit 2011 wieder mehr Zuzüge als Wegzüge“, so Gebhard. „1993 hatte Wanfried noch 1312 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, 2005 waren es hauptsächlich wegen des Verlusts der Fa. BODE Strickmode nur noch 666. Im Jahr 2007 wurde die Gruppe aktiv, 2009 konnten wir 722 und 2016 sogar 730 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zählen. Dass er diese Zahlen präsentieren könne, habe mit der stetigen Arbeit, die gemeinsam mit der Stadtverwaltung und anderen Vereinen erledigt würde und der Leistungsbereitschaft der ortsansässigen Betriebe, zu tun. Junge Familien seien zurückgekehrt, die Steuereinnahmen, Übernachtungszahlen und der Umsatz bei Bauhandwerk hätten sich erhöht. Nach einer Präsentation und einem Rundgang im Haus, standen Jürgen Rödiger, Dieter Franke und Birgit Maske-Pagel von der Bürgergruppe Rede und Antwort. Birgit Maske-Pagel erklärte aus Sicht einer Neubürgerin, die sich aufgrund der hohen Servicebereitschaft für diese Stadt entschieden habe, dass durch die intensive Betreuung der Ehrenamtlichen Probleme schnell gelöst würden.
Bürgermeister Reinz sah in der Ausgangsituation Wanfrieds durchaus eine Parallele zu Treffurt. Darum soll die Zusammenarbeit weiter ausgebaut werden. Nach diesem interessanten Treffen ging es für den Treffurter Stadtrat weiter nach Großburschla. Vor Ort brach man zu einem Rundgang auf, um  sich ein Bild über erforderliche Sanierungs- und Baumaßnahmen machen zu können.