16. April 2016_Hann. Münden. Unterschiedliche Fähigkeiten nutzen, die Innenstadt beleben und mit Spaß entwickeln. Das sind die Zutaten für erfolgreiche Bürgerinitiativen in Hann. Münden. Wie die Akteure vor Ort dabei vorgehen, erläuterten sie ihren Mitstreitern, die aus Niedersachsen, Hessen, Thüringen und Bayern in die Dreiflüssestadt zum 3. BürgerWerk Treffen gereist waren. Der direkte Informationsaustausch über gelungene Projekt, die der Innenentwicklung der Fachwerkstädte durch die Bürger dienen, wird bei diesen Netzwerktreffen gelebt und dieses Mal die Mündener gemeinsam mit den Mitgliedern des Kulturkreises Fachwerk im Celler Land vorbereitet hatten.
Lore Puntigam vom Förderverein Mündener Altstadt e. V. moderierte und koordinierte das Programm, das im historischen Fachwerkhaus in der Burgstraße 23 begann. In den Geschäftsräumen einer Werbeagentur fanden sich  28 BürgerWerker ein, erfuhren dabei, dass dieses Haus mit Baujahr 1549 lange Zeit leer stand, bevor es Bernd Demandt 1995 kaufte und fachgerecht sanierte. Heute ist er als Denkmalaktivist allerorts bekannt, weil er gegen den Verfall vieler Häuser in der Mündener Altstadt vorgeht und viele andere zum Mitmachen bewegen konnte.
Auf der Tagesordnung standen darum auch weitere gelungene Projekte wie die Umnutzung der Aegieduskirche, die Destille, das Denkmalkunst-Kunstdenkmal Festival oder die Sanierung der Speckstraße 7, einer Immobilie, die durch die dafür gegründete Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt gekauft wurde und als Kunstperformance „9mal24“ durch alle Medien ging. Lore Puntigam zeigte alle Projekte in einem „Denkmalaktivistischen Stadtrundgang“, der gelungene Sanierungsobjekte, aber auch Ladenleerstand und Verfall nicht ausließ. Sie selbst wurde zur Mündener Altstadtbürgerin, weil sie die Aktionen und Akteure dort während eines Denkmalkunstfestivals kennen lernte. Sie kaufte ein leerstehendes Haus und machte es gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin zum Klanghaus. Das, und alles andere, was die Menschen um Bernd Demandt in die Hand nehmen, funktioniert. Das könnte an der „Beziehungskultur“ liegen, die sich dort entwickelt hat, war ein Resümee des Tages.
Denn die Schilderungen aus den Teilnehmerstädten zeigten, dass guter Rat und gute Beziehungen in diesen Zeiten wichtig sind. Heiner Meisoll aus Bad Pyrmont wünscht sich für seine Stadt ähnliche Initiativen. „Wir haben noch keine Gruppe und auch keine allzu dichte Fachwerkbebauung, aber viele alte unbewohnte Häuser“, erzählte er. Kurgästen fiele das auf, aber nicht mehr den Einheimischen. Zwar habe man vor ein paar Jahren versucht, einen Interessenkreis zum Erhalt solcher Immobilien zu gründen, daraus sei aber nichts geworden. Über die Mündener hatte er im Fernsehen etwas gesehen, darum hat er sich gemeldet. „Ihr zeigt hier richtig interessant, wie die Bürger zur Verbesserung von baulichen und sozialen Stadtverhältnissen etwas tun können“, so Meisoll, der jetzt in seiner Stadt aktiv werden will. Zwei weitere Einzelpersonen aus Schweinfurt waren ebenfalls durch Fernsehbeiträge auf Hann. Münden und seine aktive Bürgerschaft aufmerksam geworden. „Wir wollen gern hier her ziehen und mitmachen“, sagten sie und bekamen dafür großen Applaus.
Spätestens beim Besuch in der Radbrunnenstraße Nr. 16, dem zweiten Sanierungsobjekt der Bürgergenossenschaft, wurde ihnen und allen anderen klar, dass die Mündener tatsächlich viel zu bieten haben und mit Recht „die Denkmalaktivisten“ genannt werden. Denn dort entstehen weitere Mietwohnungen für Mündener Bürger, wieder ist ein Leerstand bald beseitigt, das Quartier aufgewertet. „Unser gemeinsames Ziel, die Innenstädte zu beleben, wird hier in Hann. Münden erfolgreich gelebt. Davon können wir alle für unsere Städte etwas mitnehmen“, sagte Jörg Giere. Gemeinsam mit Ingo Vormann übernahmen sie aus den Händen von Lore Puntigam den Holznagel als Staffelholz für das 4. BürgerWerk-Treffen im Oktober in Celle.

Teilnehmer: Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt, Förderverein Mündener Altstadt, Denkmalkunst-Kunstdenkmal, Kulturkreis Fachwerk im Celler Land, IGB (Naturpark, Mühlhausen, Bischhagen Wackernheim), Bürgergruppe für den Erhalt Wanfrieder Häuser, Bürgerverein Bau- und Wohnkultur in Witzenhausen, StAK und Altstadtfreunde Treysa, BI-Schlaufenster Einbeck, Zukunft Altbau Bad Sooden-Allendorf, Schlosspatrioten Homberg an der Ohm, Bürgergruppe Fachwerk Melsungen, Netzwerk Lehm und drei Einzelpersonen.

Bilder vom 3. BürgerWerk finden Sie unter: galerie.fachwerkagentur.de